Donnerstag, 10. Oktober 2013

...ein sehr herausfordernder Segen...

Vor ca. 2,5 Jahren bin ich auf diesen Segen gestoßen. Ich habe gemerkt, dass Gott mir schon einige Dinge von diesem Segen geschenkt hat. Ich finde es immer noch sehr herausfordernd und spannend zugleich, aber nicht immer einfach... Ich wünsche Dir, dass Du auch Dinge von diesem Segen geschenkt bekommst und Dich von Gott gebrauchen läßt:

Möge Gott dich segnen mit Unbehagen über billige Antworten, Halbwahrheiten und oberflächliche Beziehungen, so dass du in der Tiefe deines Herzens lebst.

Möge Gott dich segnen mit Zorn über Ungerechtigkeit, Unterdrückung und die Ausnützung von Menschen, so dass du dich einsetzt für Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden.

Möge Gott dich segnen mit Tränen, vergossen für die, welche an Schmerzen, Zurückweisung, Hunger und Krieg leiden, so dass du deine Hände ausstreckst, um sie zu trösten und ihren Schmerz in Freude zu verwandeln.

Und möge Gott dich segnen mit genug Torheit, damit du glaubst, dass du in der Welt einen Unterschied machen und das tun kannst, von dem die andern sagen, es sei unmöglich.

(aus Asien)

Dienstag, 8. Oktober 2013

Was haben die Flüchtlinge von Lampedusa mit der Bibel zu tun??


Meine letzte Predigt, welche am Ernte-Dank-Gottesdienst war, habe ich über die bekannte Stelle aus Jesaja 58 gehalten. Die ersten 14 Verse handeln davon, dass Gott dem Volk Israel vorhält, dass ihr Verhalten während dem Fasten völlig daneben ist. Sie fasten zwar, aber unterdrücken während dessen ihre Untergebenen usw…

Gott beauftragt dann den Propheten Jesaja, seinem Volk ein richtiges Verhalten beim Fasten zu erklären (Jesaja 58,6-7).

Jesaja lebte vor sehr vielen Jahren, aber dennoch hat dieser Abschnitt eine ganz krasse Aktualität. Vor allem die Verse 6-7.

Wir Europäer haben einen sehr hohen Lebensstandard. Bei uns gibt es wenige, die so richtig Not oder Unterdrückung erleiden müssen. OK, man sieht immer mal wieder einen Obdachlosen Bettler am Straßenrand sitzen, aber daran laufen wir vorbei, ohne ihn zu beachten.
Wenn wir Not empfinden, oder zumindest denken, dass wir Not haben, dann haben wir vermutlich immer noch irgendwo eine Geldreserve, die zwar nicht angepackt werden darf, aber sie ist da. Zumindest kenne ich einige Leute, die sagen, dass sie nun mal wieder sparen müssen, aber immer noch ein dickes Konto haben (zumindest für meine Verhältnisse). Wir (ich bin leider genau so betroffen) jammern oft auf einem sehr hohen Niveau. 

Nun heißt es in Vers 6 und 7 dieses Abschnittes aus Jesaja: „…löst die Fesseln der Gefangenen, nehmt das drückende Joch von ihrem Hals, gebt den Misshandelten die Freiheit, macht jeder Unterdrückung ein Ende.“

Man könnte dies in unsere heutige Zeit ganz kurz und knapp so übertragen: Setzt Euch für Gerechtigkeit ein!

In Vers 7 geht es dann weiter: Ladet die Hungernden an euren Tisch, nehmt die Obdachlosen in euer Haus auf, gebt den in Lumpen gekleideten Menschen Klamotten und helft denen in Eurem Volk, die Hilfe brauchen!

Das sind alles wichtige Befehle von Gott an das Volk Israel. Aber betrifft uns das denn heute noch genau so? Diese Verse waren doch an das Volk Israel damals gerichtet… Aber ich kann Euch trösten: Diese Stelle betrifft UNS heute noch genau so.

Wenn man z. B. das „Doppelgebot der Liebe“ ließt, in dem es heißt: „Liebe Gott von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie DICH selbst.“ Man soll also zuerst Gott von ganzem Herzen lieben und daraus resultiert dann (hoffentlich) die Nächstenliebe. Durch die Nächstenliebe ist mir nicht mehr egal, wie es meinem Mitmenschen geht.

Oder in Matthäus 25,35-40: Hier geht es auch darum, dass Menschen den Armen zu essen geben, oder den Nackten Kleidung zum Anziehen geben. Dann sagt Jesus: „Was immer ihr für einen meiner Brüder getan habt, und wäre er noch so gering geachtet gewesen, das habt ihr für mich getan.“

Oder in Lukas 6,36 steht auch noch eine Stelle: „Seid nun barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.

Dies sind nun alles Bibelstellen aus dem NT, die für uns von Bedeutung sind.

Wenn ich mir nun die ganz aktuelle Situation vor Augen führe, wo über 200 Flüchtlinge bei Lampedusa regelrecht abgesoffen sind und dann von der deutschen Regierung gesagt wird, „Wir nehmen nicht noch mehr Flüchtlinge auf!“… dann haut es bei mir die Sicherung raus!

Uns geht es doch sowas von gut. Wir haben Knete ohne Ende. Hauptsache unsere Schäfchen sind im Trockenen. Ich glaube, dass ein gewisser Herr aus der Politik nicht wirklich eine Ahnung davon hat, was es heißt auf der Flucht zu sein und um sein Leben bangen zu müssen.

Hier ist ein kurzer Clip über Flüchtlinge...

Hier nochmal ein Bericht, was ein Junge durchgemacht hat...

Ein Bekannter von mir (langjähriger Missionar in Pakistan, heute arbeitet er unter Migranten) hatte mal eine Predigt über "Die Festung Europa" gemacht. Damals, vor einigen Jahren, habe ich das noch nicht wirklich verstanden. Aber er hatte gesagt, dass es Flüchtlinge dermaßen schwer haben, nach Europa zu kommen, weil sehr viele Europäer nicht ein kleines Bisschen von ihrem Luxus hergeben möchten. Heute verstehe ich das wesentlich besser. Leider. :-(

Aber genau hier sollten wir uns mal überlegen, ob es nicht dran ist, den Menschen zu helfen, die ihre Heimat verloren haben, die vielleicht Familienangehörige auf der Flucht verloren haben, die mehr als am Existenzminimum herumkrabsen…

Ich war vor 2 Wochen zum ersten Mal in einem Flüchtlingsheim. Da sind Zimmer mit ca. 25 qm, in dem 5 Personen zum wohnen zugelassen sind. In der Mitte steht noch ein Tisch mit 5 Stühlen. Dem entsprechend eng ist dieser Raum... Wer von uns lebt denn mit 5 Personen in einem Zimmer mit 25 qm? Ich glaube niemand!
"Es sind ja nur Flüchtlinge. Die haben hier eh nichts zu suchen, sollen zurück in ihr Land gehen..." so denken und sagen sehr viele. Ich habe vor kurzem einen Mann so reden hören, mit dem ich an einem Tisch saß! :-(
Aber Flüchtlinge gehen ja nicht nur zum Spaß aus der Freude aus ihrem Land, sondern sie haben schon einen richtigen Grund. Viele Flüchtlinge können nicht mehr zurück, in Deutschland bzw. Europa sind sie auch nicht willkommen, sie haben also kein Zuhause mehr...

Mein Anliegen ist mit diesem Blog-Eintrag, etwas sensibel für die Not in unserer Umgebung aber auch in der Welt zu machen.

Vermutlich haben viele Ernte-Dank am letzten Sonntag gefeiert und sich darüber gefreut, dass es uns gut geht. Aber vermutlich habe auch sehr viele vergessen, dass es auch noch andere Menschen gibt, die Ernte-Dank nicht so in Sauß-und-Braus feiern können oder vielleicht gar nichts damit anzufangen wissen.

Lasst uns sensibel werden für die Not um uns und lasst uns dazu beitragen, diese Not ein ganz kleines bisschen zu lindern.

Meine Predigt letzten Sonntag hatte ich mit folgendem Satz von Dietrich Bonhoeffer beendet:


Wenn wir Kirche sein möchten, also nicht nur die "Institution Kirche", sondern mit dem ganzen Leben und unserer Lebenseinstellung, dann dürfen wir nicht blind durch die Gegend laufen und uns auf unserem Geld und unserer Kraft ausruhen. Wir müssen sehen lernen, wo Not ist und versuchen dazu beizutragen, dass diese Not ein kleines bisschen gelindert wird. Auch wenn „nur“ einzelnen Personen geholfen wird, aber dann wurde zumindest ein kleines Bisschen die Not gelindert.

Gott möge Euch einen offenen Blick für Eure Mitmenschen schenken!